Der Reiher hat lange geübt, das Wasser so zu teilen, um an die von ihm benötigte Energie zu kommen. Auch die Wissenschaft sucht nach Energie durch Spaltung von Wasser. Dabei besteht das Ziel jedoch darin, Sonnenstrahlen zu nutzen, um Wasserstoff aus Wassermolekülen freizusetzen.

Die Wasserspaltung durch Licht ist der fundamentale Prozess der Photosynthese. Da sich der energieliefernde Wasserstoff im Wasser schließlich mit Kohlendioxid zu Kohlenhydraten verbindet, ist sie die energetische Basis höheren Lebens.

Um Wasser mit Licht zu spalten, braucht man ein Katalysatormaterial, das ermöglicht, den Prozess mit niedrigem Energieumsatz zu vollbringen.

Ich habe eine spezielle Klasse von Katalysatoren entwickelt und vorgestellt. Durch Lichtabsorption verändern sie ihre chemischen Bindungen so, dass sie Wasser anlagern, um mit ihm zu reagieren. Technisch gesehen kann dies als Wasserspaltung über lichtinduzierte chemische Koordinationsmechanismen beschrieben werden (z.B. Refs. 22, 54, 77, 88, 265).

Ein Beispiel eines solchen Photokatalysators ist Rutheniumdisulfid, RuS2. Die gewählte Strategie war biomimetisch, da auch die Natur koordinationschemische Mechanismen für die Wasserspaltung im Mangankomplex der Photosynthese verwendet. Dieser ist allerdings komplizierter und arbeitet mit dem häufigen Übergangsmetall Mangan. Auch zu einem damals rekordbrechenden Laborexperiment habe ich beigetragen: Wasserstoff konnte mit 18% solarer Energieausbeute freigesetzt werden (Ref. 314).