Die Naturwissenschaft braucht die Zeit der Philosophie

Im Jahre 1972 reiste ich von Santiago de Chile über Land für ein Projekt in einem Kupfer-Bergwerk im Norden des Landes. Ich hatte ein seltenes Glück: Kurz zuvor hatte die El Niño Strömung Regen gebracht, und die Atacama-Wüste stand auf einer Strecke von 1.500 Kilometern in voller Blüte. Die Fahrt war ein unvergesslicher Anlass, um über die geheimnisvolle Natur nachzudenken.

Während der Antike wäre jemand, der behauptete, die Grundlage der Natur sei irrational, also für den Verstand nicht begreifbar, nicht ernst genommen worden. Die Philosophen waren bestrebt, logische Erklärungen für unsere Welt zu finden.

Heute beharren die Vertreter der Quantenphysik und der Kosmologie auf verschiedensten Phänomenen, die irrational und paradox sind. Bedeutet dies noch immer ein „Verstehen”, wenn wir in Wirklichkeit nicht verstehen? Wozu dann alle Bemühungen? Die „fundamentale Wissenschaft“ hat offensichtlich die Leichtigkeit verloren, solche einfachen Fragen zuzulassen. Es ist nicht die Natur, die irrational sein könnte, sondern unsere Modelle, mit denen wir sie zu verstehen versuchen (z. B. dass die Zeit eine Illusion wäre, die angenommenen Naturgesetze zeitneutral wären). Ich meine, dass eine Suche nach rationalen Erklärungen schon deshalb lohnend ist, weil immer die Möglichkeit besteht, dass man schließlich verstehen wird.

Von 1994 an fasziniert mich die Idee einer „dynamischen“ Energie, die es erlaubt, die Natur rational zu beschreiben, was mich dazu veranlasste, ein Buch zu veröffentlichen (Energie, Zeit und Bewusstsein). Weitere Bücher (Bücher Irrationality in nature or in Science? Probing a rational energy and mind world, Time arrow as trace of energy. Logical key to a spiritual universe, Zeitpfeil als Spur der Energie. Logischer Schlüssel zu einem geistreichen Universum) und Publikationen (Ref. 442, 445, 448, 450, 451) folgten. 
Jetzt verstehe ich, dass die Natur fundamental irreversibel ist, dass Energie die Zeit als Spur einer laufenden Auslöschung von Information dynamisch antreibt. Die Uhrzeit der heutigen Physik ist tatsächlich eine Illusion, denn sie ist eingefroren, sie fließt nicht, sie stellt nur einen Maßstab dar, dessen Information sie nutzt. Sie ist nicht die wirkliche, die gelebte Zeit, die durch Energieumsatz und Verlust von Information dynamisch voranschreitet (Ref. 451).
Es ist offensichtlich, dass meine Forschungen genau das große philosophische Problem betreffen, das die Geisteswissenschaft von der Naturwissenschaft trennt, wenn es um das Verständnis der Zeit geht. Die Geisteswissenschaft denkt schon immer mit einer dynamischen, gerichteten Zeit, wie sie historisch gewachsen ist: Ein gegenwärtiger Zustand verschiebt sich zeitlich relativ zu zukünftigen oder vergangenen Zuständen. Wenn sich meine Idee durchgesetzt hat, wird diese Diskrepanz im Erleben der Zeit in den Wissenschaften verschwinden. Die Geisteswissenschaft wird dann in der Lage sein, die Ergebnisse der Naturforschung besser interpretieren und philosophisch aufarbeiten zu können. Die Naturwissenschaft hingegen wird sich mit einer gerichteten Zeit wieder auf rein logische Erklärungen stützen und sich der wichtigen Herausforderung selbstorganisierter Phänomene und einer naturkompatiblen Technologie stellen können.