Die Inka-Mauern als Studienobjekt

Machu Picchu, das Juwel der Inka-Baukunst, das mit seinen Mauern, Terrassen und Wasserkanälen wie in den Berg hineingeschnitten erscheint, ist zu einem Symbol einer Symbiose zwischen Natur und Zivilisation geworden. Zwischen 1971 und 1973 und auch danach noch mehrmals, hielt ich mich in der Andenregion Südamerikas auf. Immer wieder besuchte ich die Ruinen der Inka, die mich in ihrer Fremdartigkeit faszinierten. Da ich auch mit der Forschung von Prozessen an Materialoberflächen zu tun hatte, wollte ich verstehen, wie die Inka-Baumeister die meist vulkanischen Steine so meisterhaft bearbeiten und aneinanderfügen konnten. Die ersten Berichterstatter der Inka-Kultur erzählten von einem rötlichen glitzernden Schlamm, in der Quechua-Sprache „llancac alpa“, der zur Herstellung der Mauern verwendet wurde.

Die Wissenschaft hielt diese Geschichten für Folklore, aber ich bemühte mich, ihren Spuren nachzugehen. Die Suche nach Antworten trieb mich selbst zu den entlegensten Niederlassungen der Inka, wie Incallajta in der Region Cochabamba in Bolivien. Ich erinnere mich, dass ich viele Stunden alleine zu diesem damals völlig verlassenen Ort marschiert bin. Eingehüllt in meinem Poncho verbrachte ich die Nacht in den Ruinen, schlief aber schlecht, da ich mehrfach im Mondschein jagende Schlangen beobachtete. Alles in allem hat sich meine Neugierde in Bezug auf die Inka-Mauern gelohnt, auch wenn ich meine Antwort erst vor wenigen Jahren publiziert habe (Ref. 444).
Es war der sehr saure Pyritschlamm aus den Bergwerken, mit dem Steinoberflächen aufgelöst, neu strukturiert und verschönert worden waren. Durch Erhitzen dieses Pyrit-Schlamms zwischen Steinblöcken konnte man zusätzlich aggressive heiße Schwefelsäure erzeugen.